glossar

erklärungen zu den wichtigsten Fachbegriffen rund um ludwig-reiter-schuhe und das schuhmacher-handwerk

Ein Handwerkzeug zum Abnehmen der an der Schnittkante abstehenden Lederfransen bzw. bei Fräsmaschinen an den Zähnen des Fräsers angebrachte seitliche Messer, die beim Schnittfräsen (siehe dort) die Fransen abnehmen und die Kanten brechen, oder auch Zierränder einfräsen.

Siehe auch Ablasser. Ein Handwerkzeug zum Abnehmen der an der Schnittkante abstehenden Lederfransen bzw. bei Fräsmaschinen an den Zähnen des Fräsers angebrachte seitliche Messer, die beim Schnittfräsen (siehe dort) die Fransen abnehmen und die Kanten brechen, oder auch Zierränder einfräsen.

(Heel, Talon, Tacco)
Erst seit etwa Anfang des 16. Jhdt. gebräuchliche Erhöhung des Schuhes an der Ferse, ursprünglich aus mehreren Lederflecken aufgebaut, später auch aus Holz, heute meist aus Lederfasermaterial (Melwo) oder Kunststoff, bei Ludwig Reiter Schuhen immer ein traditioneller Lederschichtabsatz (siehe dort). Die Absatzhöhe ist an die Leistengrundform (Sprengung, siehe dort) gebunden und kann daher bei gleichem Leisten nur geringfügig variiert werden.

Kunststoffabsatz, der mit einer dünnen Lederfolie überzogen wurde. Diese wird aus einem Aufschnitt mehrerer Sohlenlederstücke gefertigt, die zuerst in mehreren Schichten übereinander geklebt und dann wie ein Schichtenprofil in dünne Folien geschnitten werden. Der Lederüberzug ist daher nur oberflächlich und somit leicht verletzbar.

(cemented or glued)
Zwischen 1909 und 1913 in Italien entwickelte Bodenmachart für Schuhe, nach der heute wohl 90 % aller Straßenschuhe erzeugt werden. Dabei wird das Oberteil mit einer Zwickmaschine an der Brandsohlenunterseite angeklebt, sodann wird eine meist vorkonfektionierte Sohle aus Leder, Gummi oder Kunststoff darübergeklebt und ein Absatz befestigt. Dieses Verfahren ist wesentlich kostengünstiger als die meisten anderen, jedoch hat es qualitative Nachteile wie etwa geringe Dauerhaftigkeit, mangelnde Elastizität und schlechte Reparatureigenschaften. Ihr Vorteil liegt in der Leichtigkeit und Feinheit der Bodenausführung.

Das vom Erfinder Dr. Francesco Rampichini für sein Verfahren gewählte Wort „Ago“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet etwa: „wie magnetisch angezogen, fest miteinander verbunden“. Im anglo-amerikanischen Sprachraum wurde die Buchstabenfolge „Ago“ im Hinblick auf die sich aus dem Verfahren für die Schuhindustrie eröffnende Möglichkeit der Massenproduktion meist als „Another great opportunity“ interpretiert. Eine andere englischsprachige Deutung von „Ago“ ist das auf die Klebetechnik verweisende „Alternative glue option“ – alternative Klebemöglichkeit.

Anilinbox ist im Fass durchgefärbtes, glattes Kalbleder. Bei dieser Prozedur dringt die Farbe weit in das Leder ein und bekommt Tiefenwirkung - im Unterschied zu pigmentiertem Leder, bei dem die Farbe nur als Deckschicht aufgetragen wird. Für Anilinleder kommen nur absolut fehlerfreie Häute in Frage, da die Oberflächenstruktur des Leders vollständig sichtbar bleibt. Obwohl aus Gesundheits- und Umweltschutzgründen heute nicht mehr mit Anilinfarben gearbeitet wird, hat sich die Bezeichnung „Anilinleder“ im allgemeinen Sprachgebrauch erhalten.

Leder, das mit Anilinfarbstoffen im Fass ohne Deckfarbe durchgefärbt und nicht oberflächlich gespritzt oder gestrichen (pigmentiert) wird. Vorraussetzung ist fehlerlose Rohware, da Fehler und Falten nicht mit Farbe überdeckt werden und oberflächige Verletzungen irreparabel sind. Anilinleder wird deshalb oft nachträglich überspitzt und gekrispelt (Semianilin). Es zeichnet sich durch einen durchscheinenden, matt-leuchtenden Glanz aus, der besonders bei hellen Farben zur Geltung kommt.

Glattes, glänzendes Kalbleder aus dem Elsass, das geschmeidiger und weniger empfindlich ist als Boxcalf. Vollnarbig, chrom- und vegetabil gegerbt, mit Wachs angereichert, durchgefärbt; Kratzer fallen kaum auf. In hellen Farben erhält schon der neue Schuh durch aufwändige Politur ein elegantes Schatten-Finish und damit seinen besonderen Patina-Charakter.

Auch als 'vintage finish' bezeichnet. Spezielle Lederoberflächenfärbung, die durch farbliche Schattierungen eine „Antik-Optik“, quasi eine künstliche Alterung, ergibt. Wird auch durch Bürsten am fertigen Schuh bei speziell präpariertem Ledern erzielt und heißt dann 'antique brush'.

Auch als Flanken bezeichnet. Die zum Bauch hin reichenden Seitenteile der Kuhhaut. Wegen der lockeren und unregelmäßigen Struktur nur bedingt für Schuhe verwendbar, z. B. als Futterleder.

(Ball)
Für Passform und Weitenmaße ausschlaggebender Teil des Fußes.

(Richelieu)
Auch als Richelieu bezeichnet. Schnürschuhgrundmodell, bei welchem im Gegensatz zum Derbyschnitt der Vorfuß bis zum Rist geschlossen ist. Blattschnitte sind bei traditionellen Schuhen sehr gebräuchlich, haben aber den Nachteil, dass der Einschlupf etwas eingeengt ist und daher die Passform nicht sehr flexibel ist.

(Blind eyelets)
Metallösen, die im Gegensatz zu Oberösen ins Futter eingesetzt werden, wodurch sie von außen nur als kleine Löcher erkennbar sind.

(Blücher)
Im anglo-amerikanischen Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung für Derby-Schuhmodelle (siehe dort). Der Blucher zeichnet sich durch seinen einteiligen Schaftgrundschnitt mit seitlich aufgesetzten Deckbändern (Schnürungsteilen) aus. Angeblich hergeleitet von den halbhohen Schnürschuhen der Truppen des Generals Blücher in den napoleonischen Kriegen (siehe auch: Wellington). Der Unterschied zum Derby liegt in den zusätzlichen Quartieren zur Aufnahme der Schnürung, wodurch der klassische Derbybogen fehlt und abgesehen von den aufgenähten Schnürungsteilen nur aus einem einzigen Schaftstück besteht.

In den USA versteht man allerdings oftmals undifferenziert unter einem Blucher ein Schuhmodell mit offener Schnürung, also sowohl einen Derby als auch einen Blücher.

Bei Ludwig Reiter ist Bookbinder eine Artikelbezeichnung für ein vollnarbiges, durchgefärbtes und leicht gewachstes Kalbleder, die von einem früheren Lieferanten, der Gerberei Pebody in England übernommen wurde. Aktuell wird dieses Leder von den renommierten Tanneries Du Puy nach den Vorgaben von Ludwig Reiter aus erstklassiger französischer Rohware hergestellt. Das Leder hat eine matte Optik, anschmiegsame Haptik und eignet sich sehr universell für Halbschuhe, Stiefel und Lederwaren. In einer schweren und hydrophobierten Qualität wird es u.A. für Maronibraterstiefel verwendet. Andernorts wird unter Bookbinder Calf mitunter ein korrigiertes Leder verstanden, Italienisch: spazzolato . Buchbinder haben früher gerne leicht korrigierte (geschliffene und polierte) Leder verwendet, da man damit auch leicht fehlerhafte Häute auf großen Flächen verwenden konnte, und die mit dem Korrigieren einhergehende Verringerung der Knickfestigkeit keine Rolle spielte auf Bucheinbänden wird das Leder im Gebrauch kaum geknickt. Heutzutage wird für solche Zwecke billige, mit Lackschichten verdeckte Rohware verwendet, deren Oberfläche im Gebrauch nur geringe Haltbarkeit hat. Dies hat aber mit der von Ludwig Reiter verwendeten Qualität nichts zu tun.

Echtes Boxcalf ist ein vollnarbiges, chromgegerbtes, glattes Leder aus jungen, 60 bis 90 Tage alten, alpenländischen Milchkälbern. Stärke 0,8 bis 1,4 mm, Fellgröße 15 bis 19 ft2 (ca. 1,4 bis 1,8 m2), gedeckte, pigmentierte Färbung. Die Oberfläche ist ganz glatt, obwohl sie weder geschliffen, geprägt, gekrispelt oder korrigiert wurde. Das klassische Schuh- und Taschenleder schlechthin. Die Bezeichnung Boxcalf wird heute sehr großzügig verwendet, auch wird und wurde es vielfach imitiert und z. B. als Corrected Calf, Pferdeleder, French Calf bezeichnet.

(Insole, Première, Sottopiede)
Innensohle, der Teil des Schuhbodens, auf welchem der Fuß steht. Oft noch mit einer Decksohle (siehe dort) überzogen. Die Brandsohle sollte aus erstklassigem, unbehandeltem, 1,2 bis 4 mm starkem Rindleder (Brandsohlenhals) sein, da ihr bei allen Schuhen große Bedeutung in Bezug auf Fußklima und Trageeigenschaften zukommt. Zum Teil hat die Brandsohle auch beim Schuhaufbau eine tragende Funktion, insbesondere beim rahmengenähten Schuh (siehe dort).

(Half Brogue, Full Brogue)
In England und Amerika gebräuchliche Bezeichnung für Herrenhalbschuhe mit schottischer Lochung (siehe dort), zumeist als Blattschnitt (siehe dort). Häufige Modelle sind der sogenannten Full Brogue (mit Flügelkappe und reichlicher Lochverzierung) und der Half Brogue (mit gerader Kappe und mäßiger Lochverzierung).

Im Wiener Raum gebräuchliche Modellbezeichnung für schottisch gelochte (siehe dort) Flügelkappen-Schnürschuhe, heißen in Ungarn Karlsbader und im angelsächsischen Raum Full Brogue oder Wing Tip, dort meist im Blattschnitt (siehe dort), im Wiener Kulturkreis dagegen eher im Derby-Schnitt. Angeblich ist dieses Modell ursprünglich in Schottland aus von der Spitze an den Rist nach hinten gebundenen Schnabelschuhen, entstanden.

(Bending)
Umfalten des Leders - oder anderer Werkstoffe - an der Kante, um im Gegensatz zu „offenkantigem“ Material einen sauber abgerundeten Abschluss zu erzielen.

(Slip lasted)
Bodenmachart, bei der Oberteil, Brandsohle und Plateauüberzug vernäht werden, dann wird der Leisten eingeschoben und das Plateau und/oder die Sohle aufgeklebt. Für leichtes Schuhwerk und Slipper, insbesondere Hauspantoffel, geeignet.

Auch Wasserbüffel genannt, in Südostasien (z. B. Thailand) lebende, relativ kleinwüchsige Rinderart, die ein sehr zähes und widerstandsfähiges, aufgrund der Wildwüchsigkeit aber auch recht unregelmäßig strukturiertes Leder liefert. Da das Leder nur vollnarbig verwendet wird, ist das optische Erscheinungsbild oft sehr unterschiedlich.

(Capretto)
Besonders feines, chromgegerbtes Leder von jungen Ziegen. Glatte, glänzende Oberfläche mit typischer Chevreau-Musterung und Faltenbildung. Weich und trotzdem sehr zäh.

Ein Spielabschnitt beim Polo, der 7 bis 7,5 Minuten dauert (Chukka: von Hindi cakkar bzw. Sanskrit cakra = Kreis, Rad). Als Chukka Boots werden oft knöchelhohe Schuhe bezeichnet, weil derartige Schuhmodelle früher beim Polo getragen wurden. Sie sind gelegentlich mit Zug- bzw. Anziehschlaufen ausgestattet, um das Hineinschlüpfen zu erleichtern.

(Louis heel, french heel)
Elegant geschwungener, mittelhoher Absatz mit unter der Sohle weit nach vorne gewölbter Front.

1) Ursprünglich ein feinnarbiges Ziegenleder, meist in rotbrauner Färbung, das im Mittelalter durch Mauren aus dem spanischen Cordoba nach Mitteleuropa gelangte. Im 16. Jhdt. wurden auch in Deutschland 'Korduanledermacher' erwähnt.

2) Shell Cordovan (Rossspiegel, Rossschild, mirroir equine, spechio della pelle equina) ist ein seltenes, sehr wertvolles und nur in gerinen Mengen verfügbares, glattes, gummiähnlich glänzendes, dichtes Schuhleder aus den Hinterbacken von Kaltblutpferden. Während Pferdeleder früher bei der Schuherzeugung nur als billiger Ersatz für teure Materialien (z. B. sogenanntes 'Roßchevreau') verwendet wurde, konnte der Rossspiegel für Schuhe nicht eingesetzt werden, da sie viel zu hart und unbeweglich waren. Man verwendete sie daher zur Erzeugung von Behältern, Schilden etc. Erst viel später wurde es möglich, aus den Shells auch Schuhe zu erzeugen, die wegen der Härte des Leders sehr dauerhaft, aber auch sehr steif und luftundurchlässig sind. 'Cordovan' wird verschiedentlich auch als Farb- oder Artikelbezeichnung verwendet, ohne dass es sich deshalb um Pferdeleder handelt, ursprünglich war das Typische an Cordovan nur die tiefdunkelrote Färbung.

Kalbleder in einer eher sportlich-robusten Erscheinung, manchmal mit geprägter Oberfläche.

(Crepe rubber)
Unvulkanisierter Kautschukgummi mit charakteristischer, honigbrauner Farbe. Als Sohlenmaterial modernen Anforderungen (Mineralölresistenz, Hitzefestigkeit etc.) nicht mehr gewachsen und daher meist synthetisch imitiert.

Sehr bequeme und dank ihrer Unauffälligkeit gerade für Stadtschuhe geeignete Schuhsohle. Für diese Sohle wird echter Naturkautschuk verwendet. Der sehr hitze- und kälteempfindliche Naturcrêpe wird in einem speziellen Verfahren vulkanisiert, um ihn haltbar zu machen und gleichzeitig weich und elastisch zu erhalten.

(Cuban heel)
Breiter, niedriger bis mittelhoher Absatz mit geschwungenem Rücken und senkrecht gerader Front.

(Sock lining)
Überdeckung der Brandsohle mit Futterleder. Kann dekorative Funktion haben, ist bei billigeren Schuhen, die keine Lederbrandsohle haben, notwendig, um den Fußschweiß aufzunehmen. Bei Schuhen mit einer echten Lederbrandsohle ist die Decksohle allerdings störend, da die Klebstoffschicht zwischen Decksohle und Brandsohle die Atmungsaktivität derselben behindert (siehe auch: Brandsohle). Bei durchgenähten und holzgenähten Schuhen schützt die Decksohle den Fuß vor Abrieb an der Naht bzw. an den Nägeln.

Gilt seit dem 19. Jahrhundert als eines der Grundmodelle des klassisch-eleganten Herrenhalbschuhs. Charakteristisch ist der Schaftschnitt mit den am Vorderblatt aufliegenden Seitenteilen und einer Schnürung, die sich weit öffnen lässt, den Einstieg in den Schuh erleichtert und den Rist entlastet, weil der durch die Schnürung verursachte Zug weiter hinten unten am Schuhboden ansetzt.

Das Grundmodell soll auf einen der Earls of Derby zurückgehen, der Probleme mit seinem hohen Rist gehabt haben soll und daher seinen Schuster beauftragte, einen Schuh für ihn zu entwickeln, der sich beim Anziehen weit öffnen lässt und keinen Druck auf den Rist ausübt. Der Derby kann ohne Nähte (auf dem Vorderblatt) und Verzierungen (plain), mit aufgesetzter, gerade geschnittener Vorderkappe (captoe), mit mäßiger Lochverzierung (Half Brogue) oder mit reichlicher Lochverzierung und Flügelkappe (Full Brogue) gefertigt werden.

(Blake sewn, Plaque)
Von Littleway und McKay erfundene Bodenmachart, bei der mit einer speziellen Langhorn-Nähmaschine die Sohle durch die Brandsohle direkt und ohne Rahmen auf den Schaft (Oberteil) genäht wird. Erkennbar an der unter der Deckbrandsohle laufenden Naht. Der klassische durchgenähte Schuh (z. B. Mokassins, Loafer) hat keine Zwischensohle, wodurch der Schuh besonders leicht, biegsam und flexibel wird.

Ist eine Farbbezeichnung und steht für einen leicht grünen Farbton. Das Wort Stammt vom französischen écru und bedeutet „ungebleicht“ oder „unbehandelt“.

In Eichengerbung (siehe dort) erzeugtes Crouponstück (siehe dort) zur Verwendung als Sohlenleder. In höchster Güte sind Eichencroupons das traditionelle Sohlenmaterial.

Grubengerbung mit Eichenrinden, Eicheln und verwandten pflanzlichen Stoffen. Erfordert eine Verbleibdauer des Leders in der Grube von ca. 9. Monaten. Das in den Eichenrinden enthaltene Tannin wird langsam ausgelaugt. Es wirkt nebst vielen anderen biologischen Wirkstoffen als Gerbstoff und bewirkt eine langsame, aber sehr gründliche und dauerhafte Gerbung.

(Inseam)
Siehe Rahmengenäht.

Auch als Avern bezeichnet. Die zum Bauch hin reichenden Seitenteile der Kuhhaut. Wegen der lockeren und unregelmäßigen Struktur nur bedingt für Schuhe verwendbar, z. B. als Futterleder.

Bodenmachart, bei der das Oberteil mit einem Faden nach außen zunächst an die Brandsohle gezwickt, und sodann außen an der Brandsohle, die gleichzeitig als Zwischensohle oder Laufsohle dient, angenäht wird. Unter Umständen wird bei diesem Nähvorgang ein schmaler Rahmen, der sogenannte „Flexrahmen“ mitgenäht. Für sportliche Schuhe (z. B. Desert Boots, Chukka Boots) typische Bodenmachart, die einfach und wirkungsvoll zu bewerkstelligen ist. Die flexible Bodenausführung wird bei geklebten Schuhen gerne imitiert, indem ein mit einer funktionslosen Blindnaht versehener Flexrahmen an den Sohlenrand geklebt wird.

Siehe auch Absatz, folierter. Kunststoffabsatz, der mit einer dünnen Lederfolie überzogen wurde. Diese wird aus einem Aufschnitt mehrerer Sohlenlederstücke gefertigt, die zuerst in mehreren Schichten übereinander geklebt und dann wie ein Schichtenprofil in dünne Folien geschnitten werden. Der Lederüberzug ist daher nur oberflächlich und somit leicht verletzbar.

(Brogue, Half Brogue)
In England und Amerika gebräuchliche Bezeichnung für Herrenhalbschuhe mit schottischer Lochung (siehe dort), zumeist als Blattschnitt (siehe dort), häufige Modelle sind der sogenannten Full Brogue (mit Flügelkappe und reichlicher Lochverzierung) und der Half Brogue (mit gerader Kappe und mäßiger Lochverzierung).

(Feet, pieds, piede)
Gebräuchliche Flächenmaßeinheit, ausgehend vom englischen „Fuß”, eigentlich QUADRAT-Fuß. Abgekürzt qfs, ft, sqft (square-foot), pds. 1 qfs = 0,093 m2, 1 m2 = 10.764 qfs. In Italien ist bisweilen noch das etwas kleinere florentinische Fuß (= 0,09 m2) gebräuchlich.

(Lining, doublure, fodera)
Innenauskleidung des Schuhs, aus Leder, Textilgewebe oder Kunststoff. Es werden aber auch ungefütterte Schuhe erzeugt.

Schleifen mit Glaspapier, üblicherweise an einer Bandglase. In der Schuhmacherei meint man damit den Feinschliff an Schnitt und Absatz nach dem Fräsen. Beides sind Vorgänge, die nebst anderen unter Ausputz subsumiert werden.

Im Alpenraum gebräuchlicher, zwiegenähter, halbhoher Haken-Schnürschuh aus gewendetem Juchten-Oberleder mit tschernkengenagelter Sohle. Ein Bergschuh, der ursprünglich als Allzweckschuh der Landbevölkerung im Salzkammergut (Bad Goisern) diente.

Schuhgrößenbezeichnungen variieren weltweit sehr stark, da jeder Hersteller unterschiedliche Skalenabstufungen verwendet und auch unterschiedliche Größensysteme existieren: Französische oder europäische Größen (36, 37, 38 etc.) folgen einer metrischen Skala und sind für Kinder-, Damen- und Herrengrößen zum Teil vergleichbar.

Englische Größen (5, 5 ½ , 6 etc) folgen einer in Zoll- bzw. Inch-Bruchteilen abgestuften Skala und sind daher mit den französischen Größen nur bedingt vergleichbar.
Amerikanische Größen entsprechen bei Herrenschuhen den englischen Größen, jedoch mit ¼ Zoll Unterschied (englische Größe 8 entspricht amerikanischer Größe 8 ¼). Dagegen sind bei Damenschuhen die Größen sogar um 1 ½ Nummern verschoben (englische Größe 5 entspricht amerikanischer Größe 6 ½).

Da die Passform auch noch von vielen anderen Faktoren bestimmt wird (Breite, Sprengung. Leisten, Konstruktion, Modell, Typ), sind die Schuhgrößen letztlich immer nur ein relativer Anhaltspunkt für die Länge des Schuhs.

(Brogue, Full Brogue)
In England und Amerika gebräuchliche Bezeichnung für Herrenhalbschuhe mit schottischer Lochung (siehe dort), zumeist als Blattschnitt (siehe dort), häufige Modelle sind der sogenannten Full Brogue (mit Flügelkappe und reichlicher Lochverzierung) und der Half Brogue (mit gerader Kappe und mäßiger Lochverzierung).

(Bench made)
Unterschiedlich definierter Begriff, im Wesentlichen gibt es zwei Varianten:

1. „handmade“ wird heute alles genannt, was gegenüber billig und industriell hergestellter Ware einen höheren Arbeitsaufwand erfordert. Tatsächlich bestehen aber zwischen verschiedenen Arten der Schuhproduktion mit dieser Bezeichnung gewaltige Unterschiede hinsichtlich der tatsächlichen Arbeitsintensität und dem Beitrag handwerklicher Arbeit, wodurch die Bezeichnung keinerlei Rückschlüsse auf Produktionsverfahren, Machart, Herkunft und Qualität zulässt.

2. „bench made“ meint im Englischen einen Schuh, der in traditioneller Handarbeit von einem Schuhmacher quasi am Schusterbankerl (bench) sitzend ohne Maschinen – lediglich mit Überholzzange, Hammer, Falzbein, Kneip, Sauborsten, Ahle etc. – gezwickt und gegebenenfalls ohne Nähmaschine! genäht bzw. genagelt wird. Dies ist jedoch heute weltweit sehr selten geworden.

Die Begriffe „Handarbeit“, „handgemacht“ etc. werden im Deutschen durchaus in beiden Bedeutungen verwendet. Lediglich im Wiener Raum gilt dies bislang nur im Sinn von „bench made“ als zulässig. Die Bezeichnung Handarbeitsschuh ist somit nicht gleichbedeutend mit „Maßschuh“ (siehe dort). Ein Maßschuh könnte theoretisch auch industriell gefertigt werden, Handarbeitsschuhe werden keineswegs immer nach Maß gefertigt. Ludwig Reiter fertigt streng genommen weder Maßschuhe noch Handarbeitsschuhe.

Aus dem Brust-, Bauch- und vorderen Rückenbereich der Pferdehaut stammende, relativ dünne und weiche Lederteile. Bei Ludwig Reiter für Taschen und manche Schuhmodelle wie etwa den „Trainer“ verwendet.

Bezeichnung für vollnarbiges, nicht gespaltenes Veloursleder (siehe dort), welches fleischseitig geschliffen und als Velours gearbeitet wird.

Behandlung des Leders, um die Oberfläche wasserabweisend zu machen.

Bindungsart bei Geweben, benannt nach Joseph-Marie Jacquard (1752-1834), der eine Webmaschine erfand, mit der komplexe Dessins in einen Stoff eingewebt werden können.

Kurzstiefelette, die mit einem rund um den Rist gewickelten Schnallenriemen geschlossen wird. Überlieferungen zufolge ist dieses Schuhmodell eine Erfindung des Maharadscha von Jodhpur für den Polosport. Dazu passend trug man Jodhpurhosen – enge Reithosen, deren unterer Saum in den Stiefeletten getragen wurde.

(Bark-tanned leather)
Vollnarbiges, vegetabil-pflanzengegerbtes Kalbleder, mit Birkenteer (Juchtenöl) behandelt, z. T. in Waterproof-Qualität. Traditionelles Berg- und Arbeitsschuhleder im Alpenraum.

(Calf leather, Cuir de veau, Cuoio vitello)
Leder von maximal drei Monate alten (in Österreich nur zwei Monate), ausschließlich mit Milch ernährten Jungrindern. Bei etwas großzügiger Interpretation wird heute jede junge Kuh als „Kalb“ bezeichnet, die selbst noch nicht gekalbt hat.

(Suede, Suede Scamoscio)
Oberleder mit rauer Oberfläche, aus Schafs-, Ziegen- oder Rindsrohhaut. Letzteres ist zumeist geschliffenes Spaltleder (Velourspalt) von weitaus geringerer Qualität als das „echte Kalbsvelours“ bzw. „Hunting“. Dieses ist ein vollnarbiges Kalbsleder mit nach außen gewendeter (rauer) Fleischseite. Eignet sich besonders für ungefütterte Schuhe, da die oberen Hautschichten nicht weggespalten sind, daher die volle Hautstruktur erhalten bleibt und damit das Leder wesentlich dauerhafter und dichter ist als Spaltvelours.

(Wiener Kante)
Arbeitsgang in der Oberteilfertigung, bei der das Futterleder und das Oberleder an der Kante aneinandergenäht werden. Dabei bedient man sich meist sogenannter Kantiermaschinen: Säulennähmaschinen mit einer Abschneidevorrichtung, die das Futterleder beim Annähen genau an der Kante abschneiden. Bei der sogenannten „Wiener Kante“ ist dies nicht möglich, da die Oberlederteile gezackt und das Futter gebuggt ist, sodass diese ohne Korrekturmöglichkeit genau Stoß and Stoß aneinandergenäht werden müssen. Die „Wiener Kante“ wird gerne durch ein mitgenähtes Passepoil imitiert.

Metallteile an Koffern bzw. Taschen zur Verankerung des Griffes.

(patent leather, cuir verni, cioio vernice)
Leder mit spiegelglatter, elastischer Kunstlackoberfläche, sehr temperaturempfindlich (springt bei Kälte!) und darf nur mäßig beansprucht werden.

(outsole, semelle, suola)
Unterste Sohlenschicht des Schuhs, aus Leder, Gummi, Kunststoff, Holz, Crêpe oder anderen Werkstoffen.

Ein aus mehreren Sohlenlederflecken aufgebauter Absatz. Er besteht, außer allfälligen Eckstücken aus Gummi, Messing oder Eisen, zur Gänze aus Leder. Wird gerne imitiert (siehe folierter Absatz).

Lederfasermaterial aus Rindlederabfällen, das, mit Bindemitteln verpresst, zur Herstellung von Hinterkappen und ähnlichem verwendet wird.

(last, forme, forma)
Ein dreidimensionales, scheinbares Abbild des menschlichen Fußes, das bei der Schuherstellung dem Schuh seine plastische Form verleiht. Ein Schuh, dessen Leisten mit der Fußform ident ist, wäre völlig untragbar. Der Leisten bestimmt Größe, Weite, Passform, Tragekomfort, Absatzhöhe, plastische Proportionen, Erscheinungsbild des Schuhs und macht Vorgaben bei der Modellgestaltung. Die Konstruktion von Leisten erfordert viel Erfahrung und Geschick, da sich Leisten auch mit aufwändiger Mathematik nicht geometrisch rekonstruieren lassen, sodass man immer wieder auf alte oder fremde Modelle zurückgreift. Bei Maßschuhen wird der Leisten für jeden Kunden einmal angefertigt und dann immer wieder verwendet. In der Serienschuhfertigung gibt es nach Größen und Weiten standardisierte Leisten, die meist alle gebräuchlichen Fußtypen abdecken.

(Blake sewn, Plaque)
Von Littleway und McKay erfundene Bodenmachart, bei der mit einer speziellen Langhorn-Nähmaschine die Sohle durch die Brandsohle direkt und ohne Rahmen auf den Schaft (Oberteil) genäht wird. Erkennbar an der unter der Deckbrandsohle laufenden Naht. Der klassische durchgenähte Schuh (z. B. Mokassins, Loafer) hat keine Zwischensohle, wodurch der Schuh besonders leicht, biegsam und flexibel wird.

Grundtyp des bequemen, informellen Slippers. Vor rund 100 Jahren in den USA aus dem Mokassin entwickelt und zunächst vor allem von Studenten der US-amerikanischen Elite-Universitäten getragen, daher stammt auch der häufig als Synonym für den Loafer benutzte Begriff College-Schuh. Penny Loafer bezieht sich auf den angeblich letzten Penny, der in den Schlitz der charakteristischen Schaftbrücke dieses Schuhmodells gesteckt werden konnte.
Der Tassel Loafer ist nach den Tasseln (Quasten, Bommeln) auf dem Vorderblatt benannt.

Typisch für diese Variante des Herrenhalbschuhs mit offener Schnürung (Derby) ist die mit Lochmuster verzierte, bis an die Fersennaht gezogene, flügelförmige Vorderkappe – eine Erscheinung, die einem „langen Flügel“ gleicht. Der Longwing hat daher im Gegensatz zum sonst ähnlichen Full Brogue keine zusätzlich aufgesetzte Fersenkappe.

Ist eine Farbbezeichnung und steht für einen leicht ins Violett übergehenden roten Farbton. Das Wort kommt aus dem französischen und bedeutet „Kastanie“.

Nach den persönlichen Maßen individuell angefertigter Schuh. Am Fuß wird Maß genommen (siehe: Maßnehmen), sodann wird anhand verschiedener Tabellen und Erfahrungswerte ein Leisten (siehe dort) aus Holz gefertigt, auf den Leisten das Schuhmodell (siehe dort) konstruiert und ein Probeschuh angefertigt. Nach Anprobe und Leistenkorrektur (eventuell mehrmalig) werden dann die Schuhe erzeugt. Der Arbeitsaufwand für die Leistenanfertigung ist enorm und praktisch nicht automatisierbar. Daher wird häufig auf einige Zwischenstufen verzichtet (Modellkonstruktion, Probeschuh etc.). Durch die Eigenschaften der Materialien, durch Toleranzen im Arbeitsprozess und letztlich tagesabhängige Konstellationen des Fußes ist absolute Präzision selbst beim Maßschuh nicht erzielbar. Maßschuh ist nicht gleichbedeutend mit Handarbeit (siehe dort), denn auch ein Maßschuh kann industriell gefertigt werden, umgekehrt werden Handarbeitsschuhe keineswegs immer nach Maß gefertigt. Ludwig Reiter bietet statt Maßschuhen das Konzept der Privatanfertigungen (siehe Rubrik Privatanfertigung).

Aus dem gleichnamigen Indianerschuh entwickeltes, weiches, bequemes Schuhmodell. Das Wort „Mokassin“ stammt aus der Sprache der Algonkin und bedeutet „Schuh“.
Ursprünglich hatten Mokassins weder Absatz noch Brandsohle, allenfalls eine Laufsohle. Das typische, eingesetzte Vorderblatt ist durch eine auffällige – bei Ludwig Reiter handgefertigte –„Mokassin-Naht“ mit den Seitenteilen des Schuhs verbunden.

Sammelbezeichnung für geschlossene Halbschuhe in verschiedenen Ausführungen, die ein typisches Merkmal gemeinsam haben: die auffällige seitliche Schnalle aus Metall, die an den Verschluss von Mönchssandalen erinnert – daher der Name.

(grain, fleur, fiori)
Oberflächenstruktur der unverletzten Tierhaut („vollnarbig“). Bei minderwertigem Leder wird der Narben künstlich aufgebracht.

Ist eine Farbbezeichnung und steht für einen kräftigen, dunklen, blauen Farbton. Diese Farbe bekam ihren Namen von den Uniformen der British Royal Navy (ab 1748).

Modellbezeichnung für ein Schnürschuhmodell mit charakteristischer Naht an der Schuhspitze, wo die Schaftteile nach außen gewendet zusammengenäht sind. Der Name dürfte auf ähnlich konstruierte Schuhmodelle arktischer Jäger und Fischer zurückzuführen sein.

(upper, tige, tomaia)
Häufig auch als Schaft bezeichneter Teil des Schuhs über der Sohle, welcher beim Zwicken (siehe dort) über den Leisten (siehe dort) gezogen wird. Bestehend aus Oberleder, Futterleder, Zwischenfutter, Ösen, Schnallen etc. Der Boden des Schuhs besteht aus Brandsohle (Innensohle), Laufsohle, Rahmen und Absatz.

Handwerksberuf zur Erzeugung von Schuhoberteilen, da diese oft von den Schuhmachern nicht selbst angefertigt werden. Erfordert eine spezielle Ausbildung.

Neben dem Derby (siehe dort) das zweite klassische Grundmodell des Herrenschnürhalbschuhs, gilt heute als der eleganteste Schuhtyp überhaupt. Typisch für den Oxford ist die „geschlossene Schnürung“: Die Seitenteile sind unter das Vorderblatt genäht und werden mit den durch fünf Ösenpaare gefädelten Schuhbändern so geschlossen, dass von der Zunge nur der oberste Rand zu sehen ist. Dies wirkt deutlich eleganter als Herrenschuhe wie der Derby oder Blucher (siehe dort), die mit einer offener Schnürung versehen sind. Das Ur-Modell des Oxford entstand in England vermutlich um 1830. Rund 20 Jahre später machten dann Studenten des renommierten Oxford College diesen Schuhtyp populär: Die modebewussten Jungakademiker erachteten offenbar elegante, geschnürte Halbschuhe als adäquateres Ausdrucksmittel ihres Stils als die bis dahin üblichen Reit- und Halbstiefel. Um das Jahr 1860 etablierte sich der Oxford in England als klassischer Sommerschuh und verbreitete sich später in ganz Europa. Als er dann ab den frühen 1920er-Jahren auch mit dicken, „allwettertauglichen“ Sohlen ausgestattet wurde, war aus dem Oxford ein urbaner, eleganter Schuh geworden, der das ganze Jahr und bei jedem Wetter getragen werden konnte. Ohne Nähte (auf dem Vorderblatt) und Verzierungen wird der Schuh als Plain Oxford bezeichnet, mit aufgesetzter, gerade geschnittener Vorderkappe als Captoe Oxford, mit mäßiger Lochverzierung als Half Brogue Oxford, mit reichlicher Lochverzierung und Flügelkappe als Full Brogue Oxford.

Die Passform eines Schuhs ist im Unterschied zu anderen Bekleidungsstücken ein wesentlicher Faktor, da sie nicht nur das Aussehen und das Wohlbefinden der Füße bestimmt, sondern auch den Verschleiß und die Dauerhaftigkeit der Schuhe. Während man mit einem schlecht sitzenden Anzug allenfalls schlechte Figur macht, kann man schlecht sitzende Schuhe im schlimmsten Fall gar nicht tragen, womit sie für ihren Besitzer wertlos werden. Die Auswahl der richtigen Passform ist daher eine wichtige und unter Umständen sehr heikle Aufgabe.

Reitstiefel mit Schnürung oder Reißverschluss an Rist und Schienbein. Diese Konstruktion entstand in England aus Jagd- und Feldstiefeln, die zum Reiten geeignet sein mussten, aber auch beim Gehen dem Rist festen Halt geben und gleichzeitig im Schaft beweglich sein sollten.

Anilingefärbtes, weiches, robustes Rindleder, auf das eine fetthaltige Schicht aufgetragen wurde. Durch das Tragen der Schuhe bilden sich auf dem weichen Leder relativ schnell deutliche Falten und Gebrauchsspuren, die von Freunden dieser Lederart als edle „Patina“ verstanden werden.

Weit ausgeschnittener, dennoch in der Regel rundherum geschlossener Damenhalbschuh ohne Verschluss und mit mehr oder weniger hohem Absatz. In Varianten mit Riemchen im Fersenbereich (Sling Pumps), mit mehr (Open Toes) oder weniger geöffneter Schuhspitze (Peep Toes), zum Schnüren (Schnür-Pumps) oder mit Fesselriemchen (Flamenco-Pumps).
Das Wort „Pumps“ geht vermutlich auf William Shakespeare zurück, der es in seinen Werken mehrmals als Synonym für „Schuhe“ verwendete, etwa 1595 im „Sommernachtstraum“: „Get your apparel together, good strings for your beards, new ribbons to your pumps.“

(welt, trepointe, guardolo)
Flacher Riemen aus Rindleder, der bei rahmengenähten und zwiegenähten Schuhen seitlich an der Brandsohlenunterkante angenäht wird. Er verbindet über zwei separate Nähte den Oberteil (Schaft) des Schuhs mit Brandsohle (Innensohle) und Laufsohle.

(Goodyear welted)
Komplizierte Bodenmachart, bei der nach dem Zwicken das Oberteil an der Unterseite der Brandsohle, ohne diese zu durchstechen, zusammen mit dem Rahmen (siehe dort) angenäht wird (Einstechnaht). Nach Ausfüllen der vom Rahmen umschlossenen Unterseite des Schuhs mit einer Ausballmasse (meist Kork) wird die Laufsohle aufgelegt und seitlich an den Rahmen genäht (Doppelnaht). Dieses sehr aufwändige Verfahren wird in verschiedenen Varianten ausgeführt. 1872 ließ sich Charles Goodyear Junior mehrere von ihm erfundene bzw. weiterentwickelte Maschinen und Verfahrungstechniken patentieren, die das zuvor ausschließlich in tatsächlicher „Handarbeit“ ausgeführte Rahmennähen mechanisierten. Dennoch ist der Arbeitsaufwand nach wie vor beträchtlich. Trotz der hohen Arbeitskosten gilt das Rahmennähen bis heute weltweit als hochwertigstes Schuherzeugungsverfahren.

(Blattschnitt)
Schnürschuhgrundmodell, bei welchem im Gegensatz zum Derbyschnitt der Vorfuß bis zum Rist geschlossen ist. Blattschnitte sind bei traditionellen Schuhen sehr gebräuchlich, haben aber den Nachteil, dass der Einschlupf etwas eingeengt ist und daher die Passform nicht sehr flexibel ist.

(Sohlenriss, Channel)
Einkerbung oder Anschnitt der Sohle, um die Doppelnaht (siehe Rahmennähen) unter die Sohlenoberfläche zu verlegen. Bei Steilriss ist die Naht versenkt aber trotzdem sichtbar, beim Flachriss wird der Schnitt seitlich schräg angebracht, die dabei entstehende Risslippe aufgestellt, die Sohle genäht und dann der Riss wieder geschlossen, sodass die Naht an der Laufsohle nicht sichtbar ist und diese ein sauberes Erscheinungsbild bietet.

(welt-wheel, passer la roulette, rotellare)
Ausputzvorgang bei rahmengenähten Schuhen. Der Rahmen wird mit einem erhitzten, mit beweglichem Kronenrad ausgestatteten Metallwerkzeug zwischen jedem Stich quer eingekerbt.

Heute allgemein gebräuchliche Bezeichnung für Veloursleder (siehe dort), ursprünglich aber eine besondere Gerbungsart für Hirsch, Reh, Rentier oder Gämse mit Dorschlebertran bzw. ungesättigten Fettsäuren. Lässt sich waschen, ist für Handschuhe daher besonders geeignet. Die Bezeichnung „Sämisch“ hat sich aus Chamois (französisch: Gämse) entwickelt.

1) Siehe Oberteil. 2) beim Stiefel der die Wade umfassende Teil des Oberteils (auch Röhre).

(Skiving)
Kantenbearbeitung des Leders, um einen abfallenden Verlauf der Schnittkanten bzw. leichtere Bearbeitbarkeit beim Buggen zu erzielen. Wurde früher mit einem besonders scharfen Messer (Schärfkneip) bewerkstelligt, heute mit (teil)automatischen Schärfmaschinen.

Bezeichnung für die seitliche Sohlenkante des Schuhs.

Wenn bei der Schuhproduktion nicht vorkonfektionierte und daher genau passend konstruierte Fertigsohlen verwendet werden, muss der Schnitt nach dem Nähen bzw. Holznageln oder Aufkleben der Sohle nachbearbeitet werden, um eine gleichmäßig glatte Kante zu erzielen. Ein richtig gefräster Schnitt kann sich auf das optische Erschienungsbild eines Schuhs stark auswirken.

Typisches Zierperforationsmuster für Schuhe, insbesondere bei sogenannten Brogue-Modellen. Als „Lyra-Lochung“ (eine lineare Abfolge eines größeres Lochs mit zwei darüber sitzenden kleineren Löchern) und als rosettenartige Perforierung der Vorderkappe („Bout fleurie“). Die Lochverzierung geht vermutlich auf schottische Hirten, Jäger und Bauern zurück, die Löcher ins Oberleder stanzten, um das Trocknen ihrer auf den nassen Böden der Hochmoore und Glens ständig feuchten Schuhe zu beschleunigen. Mit dem Faible des englischen Adels für die Highlands wurde das Lochmuster („Broguing“) im 19. Jahrhundert als Stilelement für die damals in Mode kommenden eleganten Herrenhalbschuhe übernehmen.

Scotch Grain war ursprünglich ein Leder der schottischen Gerberei Martin. Sie verwendeten die Felle von Rindern, die im schottischen Hochland weideten und eine ausgezeichnete Qualität vorwiesen, aber sie hatten auch sehr oft Kratzer von Zäunen und Sträuchern, Insektenbisse oder andere oberflächliche Fehler. In der Lederindustrie ist es üblich solche Unregelmäßigkeiten einfach abzuschleifen und mit Lacken zu bedecken, dies zerstört allerdings die Lederoberfläche und führt zu einer wesentlichen Beeinträchtigung von Atmungsaktivität und Haltbarkeit. Die Gerberei Martin hat daher die Leder nicht abgeschliffen sondern zunächst im Fass gefärbt, dann mit einer typischen Struktur überprägt und die Oberfläche mit einer zweiten Farbe poliert. Die Gerberei Martin, von der wir dieses Leder früher bezogen haben, existiert schon lange nicht mehr, aber die Technik wurde von vielen anderen Gerbereien übernommen. Trotz seines groben Aussehens wird dieses Leder nach dem Eintragen sehr komfortabel, ist aber dennoch dauerhaft und bewahrt auch nach langem Gebrauch eine gepflegte Erscheinung.

Englisches Schuhgrößenmaß in 1/3-Inch-Abstufungen, beginnend mit 4 Inches. 1 Size wird demnach 4 1/3 Inches, und 8 1/2 Size sind 6 5/6 Inches. Amerikanische Size sind gleich, außer, dass als Nullwert von 3 11/12 statt von 4 Inches ausgegangen wird. (siehe auch „Größen“).

Ehrentitel des in Ägypten im Dienst der britischen Armee stehenden Wieners Rudolf Slatin (1857-1932). Nach ihm haben wir einen leichten Sommerschuh aus Flechtleder benannt.

Hochwertiges, feines, dabei sehr strapazfähiges Kalbleder, durch Spezialbehandlung bleibt es lange glänzend und weich.

Maß für die Entfernung der Leistenenden von der konstruierten Grundfläche. Die Fersensprengung definiert die Absatzhöhe, die für einen bestimmten Leisten nicht veränderbar ist. Bei normalen Straßenschuhen sind Fersensprengungen von 15 bis 30 mm üblich, bei Damenschuhen bis 100 mm und mehr. „Bioschuhe“ werden auch mit 0 mm oder mit negativer Fersensprengung angeboten. Die Spitzensprengung sollte etwa der Stärke eines Bleistiftes entsprechen, kann aber bei sehr hoch besprengten Schuhen geringer sein.

Links und rechts idente, symmetrische Schuhe, auch „einballige“ Schuhe genannt, bis etwa Anfang des 20. Jhdt. allgemein üblich, da nur ein Leisten erforderlich war.

Markenbezeichnung für ein synthetisches Material, das vor allem als Lederersatz für Brandsohlen verwendet wird.

Mit Prägemuster versehenes Rindleder, vorwiegend für Handtaschen verwendet. Im Vergleich zu Scotch Grain hat Togo Grain ein feineres Prägemuster. Im englischen Sprachraum wird Togo Grain meist als „French Grain“ bezeichnet.

Eisennägel mit einem pyramidenförmigen Kopf und seitlicher Fahne. Sie wurden bei zwiegenähten (siehe dort) Berg- und Kletterschuhen sowie für Holzarbeiterschuhe in den Absatz und durch den Rahmen geschlagen und die Fahne umgebogen, woraus sich ein charakteristisches Stollenprofil ergab, welches sich in den heute gebräuchlichen Profil-Gummisohlen, die die Tschernken verdrängt haben, manchmal wiederfindet (z. B. Vibram-Goldmarke).

(Suede, Suede Scamoscio)
Oberleder mit rauh geschliffener Oberfläche. Ursprünglich Kalbleder mit geschliffener Fleischseite, die nach außen gewendet wurde, um den Narben vor Verletzung zu schützen. Heute sind zumeist Rindlederspalte in Verwendung, welche durch ihre Weichheit und farbliche Vielfalt für sportliche Schuhe aller Art und für Taschen sehr beliebt sind.

Markenname der italienischen Firma Vibram, die Gummisohlen verschiedener Art herstellt. Bekannt sind die „Vibramsohlen“: strapazfähige Gummisohlen mit einem aus tschernken-genagelten Bergschuhsohlen (siehe Tschernken) hergeleiteten Stollenprofil, das ursprünglich für Berg- und Militärschuhe, heute auch für Sportschuhe und sportliche Straßenschuhe verwendet wird.

Auch als Antique finish bezeichnet. Spezielle Leder-Oberflächenfärbung, die durch farbliche Schattierungen eine „Antik-Optik“, quasi eine künstliche Alterung, ergibt. Wird auch durch Bürsten am fertigen Schuh bei speziell präpariertem Ledern erzielt und heißt dann Antique brush.

Ist ein pflegeleichtes und sehr geschmeidiges Schuhleder. Die in Thailand gezüchteten Weiderinder mit natürlicher, vollnarbiger Hautstruktur werden von der schwäbischen Gerberei Breuninger chromgegerbt, vegetabil übersetzt und hydrophobiert. Am fertigen Schuh wird das Leder aufwändig poliert und erhält eine lebhafte Färbung.

Im Gegensatz zum Längenmaß „Größe“ ein Umfang, der an unterschiedlichen Stellen des Fußes gemessen wird. Am meisten gebräuchlich ist die Ballenweite, aber auch Ristweite, Fersenweite und Wadenweite sind üblich. Für Maßschuhe sind Weitenmaße unerlässliche Anhaltspunkte für die Leistenkonstruktion. Bei Konfektionsschuhen sind Weitenmaßtabellen gebräuchlich, die für unterschiedliche Größen bestimmte Weitenabstufungen vorsehen. Die „deutschen Weiten“ sind mit Buchstaben bezeichnet, gehen zumeist von D bis M, mittlere Weiten sind E, F und G. Auch halbe Weiten sind gebräuchlich. In Frankreich und England sind ähnliche Weitenmaßtabellen, jedoch mit numerischer Bezeichnung gebräuchlich. Die amerikanischen Weitensysteme sind völlig anders und viel feiner abgestuft: AA-, AAA- etc. bzw. EE-, EEE- etc. Ähnlich wie die Größenbezeichnungen sind Weitenklassifizierungen unterschiedlicher Schuhhersteller in den seltensten Fällen miteinander kompatibel.

Schaftstiefel, nicht so hoch wie Reitstiefel; als Militärstiefel angeblich von General Wellington für die englischen Truppen in den napoleonischen Kriegen eingeführt. Im Gegensatz dazu waren die preussischen Truppen des Generals Blücher (siehe Blucher) mit marschtauglicheren Schnürhalbschuhen ausgerüstet.

(Lasting)
Beim Produktionsschritt des Zwickens wird das Oberteil (siehe dort) über den Leisten gezogen, wodurch der Schuh erstmals seine plastische Ausformung erhält. Das Oberleder wird, beginnend an der Schuhspitze, mit Zangen schrittweise rundherum über die Leistenkante gezogen und mit Nägeln (Zwicktäks) an der Brandsohle provisorisch befestigt. Bei der manufakturmäßigen Erzeugung wird dies mit jeweils eigenen Apparaten in mehreren Etappen (Spitzenzwicken, Seitenzwicken, Gelenkzwicken, Fersenzwicken) durchgeführt. In der modernen Schuhindustrie umfasst das Zwicken meist nur noch zwei Vorgänge, bei denen das Oberteil mittels der Zwickmaschine an der Brandsohlenunterkante angeklebt wird (siehe auch Ago).

(Norwegian welt)
Im Alpenraum gebräuchliche Variante des Rahmennähens (siehe dort) für Berg-, Wander- und Arbeitsschuhe, aber auch für sportlich-robuste Halbschuhe. Der Rahmen wird nicht von unten, sondern von der Seite an die Brandsohle genäht. Dadurch erhält der Rahmen ein L-Profil, sowohl Einstechnaht als auch Doppelnaht sind seitlich sichtbar. Dies ergibt eine charakteristische, gern imitierte Sohlenkante.

Um bei rahmengenähte Schuhen das seitliche Eindringen von Nässe in die Spalte zwischen Rahmen und Oberteil zu vermindern, wird gelegentlich ein zusätzlicher Lederrahmen an der Oberseite des Einstechrahmens mitgenäht. Der Lederrahmen kann ein L-Profil, ein Wulst-Profil oder auch eine Zahnung haben, wie dies oft bei Haferl-Schuhen zu sehen ist, was aber nur dekorative Funktion hat. Der Effekt des Witterungsschutzes wird noch besser und mit geringerer Versteifung mit einem sogenannten Zwie-Rahmen („storm-welt“) erzielt. Das ist ein Einstechrahmen mit einem Querschnitt in Form eines T-Profils, wobei der Mittelsteg am Oberleder anliegt und damit den Eingangs erwähnten Spalt abdeckt. Die dabei entstehende Optik erinnert an zwiegenähte Schuhe, daher der Name, es handelt sich aber um klassisch rahmengenähte Machart.